Die Autokorrektur-Katastrophe
Shownotes
Mark Weber wird frühmorgens zur Hilfe gerufen, weil die Autokorrektur die Präsentation des CEOs sabotiert hat. Die Notizen der Präsentation enthalten beleidigende Kommentare über den Aufsichtsrat und die Zahlen. Mark muss das Problem schnell lösen, um die Karriere des CEOs zu retten.
Transkript anzeigen
00:00:00: die Autokorrekturkatastrophe. Wenn KI zur Waffe wird. Mein Handy vibrierte. Einmal,
00:00:08: zweimal, dreimal, wie ein wütendes Insekt, das aus dem Winterschlaf erwacht. Es war
00:00:15: fünf Uhr, 37, eine Zeit, zu der kein vernünftiger Mensch und schon gar kein IT-Leiter erreichbar
00:00:22: sein sollte. Ich, Mark Weber, rollte mich stöhnend auf die Seite und tastete blind nach
00:00:28: dem Gerät. Die Nachricht auf dem Display ließ mich augenblicklich hellwach werden.
00:00:33: Dringend. CEO braucht sofort Hilfe. Autokorrektur hat wichtige Präsentation sabotiert. Karriereende
00:00:43: droht. Komm sofort ins Büro. Die Nachricht kam von Mira, unserer DevOps-Expertin. Einer
00:00:51: Frau, die normalerweise die Ruhe selbst war. Wenn sie sofort in Großbuchstaben schrieb,
00:00:57: stand die Welt kurz vor dem Untergang. Ich sprang aus dem Bett, ignorierte die Proteste
00:01:03: meiner Katze, die es sich gerade auf meinem Kopfkissen bequem gemacht hatte und zog mich
00:01:08: in Rekordzeit an. Während ich mir hastig einen schluckkalten Kaffee vom Vortag gönnte,
00:01:13: versuchte ich Mira zurückzurufen. Keine Antwort. Schlechtes Zeichen. 20 Minuten später stürmte
00:01:21: ich durch die Glastüren von Innovatex Solutions. Die Empfangshalle lag im Halbdunkel nur das
00:01:27: Notlichtwarfgespenstische Schatten. Es war so früh, dass nicht einmal die Reinigungskräfte
00:01:33: da waren. Ich nahm den Aufzug in den fünften Stock, wo sich die Chefetage befand. Als
00:01:39: sich die Aufzugtüren öffneten, bot sich mir ein Bild des Chaos. Herr Brinkmann, unser
00:01:46: CEO lief wie ein eingesperrter Tiger in seinem Büro auf und ab. Sein normalerweise perfekt
00:01:52: sitzenes Hemd hing halb aus der Hose, seine Krawatte baumelte lose um seinen Hals. Mira
00:01:59: stand daneben, blass und mit dunklen Ringen unter den Augen. Kevin, unser Chefentwickler,
00:02:05: tippte wie besessen auf seinem Laptop. Sarah, unsere Datenbank-Expertin, starte mit leerem
00:02:12: Blick auf einen Bildschirm. Und Markus, unser Sicherheitsbeauftragter, schien kurz vor
00:02:17: einem Nervenzusammenbruch zu stehen. "Mark, endlich!" rief Brinkmann, als er mich sah.
00:02:24: Seine Stimme klang, als hätte er Sandpapier gefrühstückt. "Sie müssen das in Ordnung
00:02:29: bringen. Sofort! Meine Karriere steht auf dem Spiel."
00:02:33: "Was genau ist passiert?" fragte ich, während ich meinen Laptop aus der Tasche zog. Brinkmann
00:02:40: fuhr sich mit zitternden Händen durch die Haare. "Die Präsentation. Die verdammte Präsentation
00:02:47: für den Aufsichtsrat. In zwei Stunden muss sich die Quartalszahlen präsentieren und
00:02:51: die Autokorrektur hat alles ruiniert." Ich warf einen Blick auf den großen Bildschirm
00:02:57: an der Wand, auf dem die Powerpoint-Präsentation geöffnet war. Auf den ersten Blick sah alles
00:03:03: normal aus. "Innovatex Solutions. Quartalsbericht Q2 stand in großen Lettern auf dem Titelblatt."
00:03:11: "Ich sehe das Problem nicht," sagte ich vorsichtig. "Warten Sie ab." knurte Brinkmann
00:03:17: und klickte auf die nächste Folie. "Unsere Umsatzzahlen sind im Vergleich zum Vorquartal
00:03:23: um 15 Prozent gestiegen." "Lass ich." "Das klingt doch gut. Weiter."
00:03:29: Belte Brinkmann. Die nächste Folie erschien. "Dank unserer innovativen Produktlinie konnten
00:03:35: wir unsere Marktposition signifikant ausbauen." "Imer noch nichts Ungewöhnliches."
00:03:40: "Weiter." schrie Brinkmann fast. Folie 4. "Besonders erfreulich entwickelte sich unser
00:03:47: neues Cloud-Produkt Nimbus 3000, das bereits von mehreren Großkunden implementiert wurde."
00:03:54: Ich runzelte die Stirn. "Herr Brinkmann, ich sehe wirklich kein … Die Notizen!" brüllte
00:04:01: er. "Die verdammten Präsentationsnotizen." "Ah, die Notizen. Die kleinen Hilfestellungen,
00:04:09: die nur der Präsentierende sieht, während er spricht, Brinkmann klickte auf die Ansicht
00:04:14: mit den Notizen. Und da war es … das Desaster. Unter der ersten Folie stand, begrüßen sie
00:04:22: den Aufsichtsrat mit einem selbstbewussten Lächeln. Diese Idioten haben sowieso keine
00:04:28: Ahnung von Technik. Ich schlugte." "Oh, oh?" Echote Brinkmann. "Oh? Ist das alles,
00:04:36: was sie dazu zu sagen haben?" Er klickte weiter. Unter der Umsatzfolie stand. "Hier
00:04:43: können sie ruhig übertreiben. Die Zahlen sind sowieso frisiert. Und der Wirtschaftsprüfer
00:04:48: ist ein alter Studienfreund von mir. Mein Magen zog sich zusammen." "Das ist … unglücklich."
00:04:56: "Unglücklich?" Brinkmann war jetzt puterrot im Gesicht. "Das ist eine Katastrophe, eine
00:05:04: Karriereinstation, ein Ticket direkt in die Arbeitslosigkeit." Er klickte wie besessen
00:05:10: weiter. Jede Notiz war schlimmer als die vorherige. "Hier kommt der technische Teil. Sprechen
00:05:17: sie langsam und verwenden sie viele Fachbegriffe. Je verwirrter die alten Herren schauen, desto
00:05:23: besser. Oder an dieser Stelle können sie einen Witz über die Inkompetenz unserer Konkurrenz
00:05:30: machen. Der Aufsichtsratsvorsitzende liebt es über andere herzuziehen. Die letzte Folie
00:05:36: war der Gipfel. Zum Abschluss erwähnen sie die geplanten Bonuszahlungen für das Management.
00:05:43: Vergessen sie nicht zu betonen, dass sie persönlich eine Gehaltserhöhung verdient haben, weil
00:05:48: sie die Firma praktisch im Alleingang retten. Ich starte auf dem Bildschirm unfähig etwas
00:05:54: zu sagen. Das war mehr als peinlich. Das war potenziell karrierezerstörend."
00:06:00: "Wie konnte das passieren?" fragte ich schließlich.
00:06:05: Brinkmann sank in seinen Bürostuhl. "Ich habe die Präsentation gestern Abend fertig
00:06:10: gestellt mit meinem neuen Smartphone. Es hat diese neue KI-Funktion, die angeblich beim
00:06:16: Schreiben hilft. Spracherkennung der nächsten Generation oder so ein Mist. Ich habe die
00:06:21: Folien diktiert und dann noch schnell ein paar Notizen für mich selbst hinzugefügt."
00:06:26: "Und die KI hat ihre Gedanken interpretiert?" fragte ich vorsichtig.
00:06:32: "Nein!" schrieb Brinkmann. "Ich habe diese Dinge nie gesagt, nie gedacht. Das ist als
00:06:39: hätte die KI in mein Unterbewusstsein geschaut und meine dunkelsten Gedanken ausgegraben."
00:06:44: Kevin reusperte sich. "Ähm, technisch gesehen, könnte es sich um
00:06:49: eine Fehlinterpretation der Spracherkennung handeln. Kombiniert mit einem übereifrigen
00:06:54: Autokorrekturalgorithmus, der versucht, den Kontext zu verstehen und…"
00:06:59: "Halten Sie den Mund!" brüllte Brinkmann. "Ich will keine technischen Erklärung.
00:07:05: Ich will eine Lösung. Jetzt!" "Ich atmete tief durch."
00:07:09: "Okay, lassen Sie uns einen kühlen Kopf bewahren. Wir haben noch…"
00:07:15: "Ich warf einen Blick auf die Uhr." "Etwa 90 Minuten bis der Aufsichtsrat eintrifft.
00:07:21: Das ist machbar." "Machbar?"
00:07:24: Wiederholte Brinkmann, unglaublich. "Die Präsentation ist ruiniert. Und das
00:07:29: schlimmste ist, ich habe sie bereits an alle Aufsichtsratsmitglieder geschickt."
00:07:33: Per E-Mail gestern Abend. Mein Herz setzte einen Schlag aus.
00:07:39: Sie haben. Was? Ich wollte professionell wirken, vorbereitet. Also habe ich die Datei als Anhang
00:07:47: verschickt, damit sie sich schon einmal einlesen können.
00:07:50: Jetzt verstand ich die Panik, wenn auch nur einer der Aufsichtsräte die Präsentation
00:07:57: öffnet und zufällig die Notizen sah. Haben Sie die E-Mail-Adressen der Aufsichtsratsmitglieder
00:08:03: fragte ich, während ich meinen Laptop hochfuhre. Bringt man Nikte hektisch?
00:08:09: Natürlich. Hier. Er schob mir einen Zettel zu. Ich überflog die Liste. Zehn Namen. Zehn
00:08:16: potenzielle Karriere-Killer. Okay, hier ist der Plan, sagte ich, während
00:08:22: ich fieberhaft tippte. Erstens. Wir schicken sofort eine neue E-Mail mit einer korrigierten
00:08:27: Version der Präsentation. Zweitens. Wir erfinden eine plausible Geschichte, warum die erste
00:08:34: Version fehlerhaft war. Drittens. Wir beten, dass noch niemand die ursprüngliche Datei
00:08:40: geöffnet hat. Und was soll ich als Grund angeben?
00:08:44: Fragte Brinkmann verzweifelt. Sagen sie, dass die IT-Abteilung einen Virus entdeckt hat,
00:08:51: der sich in Powerpoint-Dateien einnistet und zufällige unangemessene Texte einfügt,
00:08:56: schlug ich vor. Das klingt technisch genug, um glaubwürdig
00:09:00: zu sein. Und niemand wird nachfragen wollen, um nicht inkompetent zu wirken.
00:09:06: Bringt man Nikte eifrig? Ja, ja. Das könnte funktionieren.
00:09:10: Während er eine neue E-Mail verfasste, machte ich mich daran, die Präsentation zu säubern.
00:09:16: Ich löschte alle kompromittierende Notizen und ersetze sie durch harmlose professionelle
00:09:21: Hinweise, wie hier Pause machen oder auf Diagramm verweisen. Gerade als ich die letzte Notiz
00:09:29: korrigiert hatte, stürmte Markus herein. Schlechte Nachrichten, keuchte er.
00:09:35: Dr. Müller, der Aufsichtsratsvorsitzende, hat gerade geantwortet. Er schreibt, er habe
00:09:42: die Präsentation bereits heruntergeladen und sei äußerst gespannt auf ihre aufschlussreichen
00:09:49: Notizen. Herr Brinkmann. Brinkmann wurde kreidebleich.
00:09:54: Das war's. Ich bin erledigt. Noch nicht, sagte ich entschlossen.
00:10:00: Wir brauchen einen Plan B. Was für einen Plan B? fragte Brinkmann hoffnungslos. Ich dachte
00:10:08: fieberhaft nach. Wir könnten behaupten, dass ihr Account gehackt wurde, dass ein Konkurrent
00:10:15: versucht, sie zu sabotieren. Zu dramatisch.
00:10:19: Widersprachmira. Niemand wird das glauben. Wie wäre es mit einer technischen Störung?
00:10:26: Schlug Sarah vor. Wir könnten sagen, dass die Cloud, in der die Präsentation gespeichert
00:10:31: war, korrumpiert wurde. Zu Waage, sagte ich.
00:10:35: Außerdem würde das unsere eigene Cloud-Technologie infrage stellen.
00:10:39: Kevin, der die ganze Zeit über still gewesen war, reusperte sich.
00:10:44: Ich hätte da eine Idee. Alle Augen richteten sich auf ihn.
00:10:49: Was, wenn wir die Notizen nicht als Peinlichkeit, sondern als Geniestreich verkaufen?
00:10:55: sagte er langsam. Wie bitte? fragte Brinkmann unglaublich.
00:10:59: Wir behaupten, dass die Notizen ein bewusster Test waren. Ein Experiment, um zu sehen, ob
00:11:06: die Aufsichtsratsmitglieder die Präsentation wirklich im Voraus lesen oder nur so tun,
00:11:12: als hätten sie es getan. Stille. Dann ein langsames Grinsen aufbringt
00:11:17: Manns Gesicht. Das. Das könnte funktionieren, sagte er.
00:11:22: Es ist verrückt genug, um glaubwürdig zu sein. Und es stellt mich als cleveren Strategien
00:11:27: dar, nicht als Trottel, der von seiner eigenen Technik sabotiert wurde.
00:11:31: Genau. Nikte Kevin. Sie könnten sogar behaupten, dass es
00:11:37: Teil einer größeren Initiative zur Verbesserung der Unternehmenskommunikation ist.
00:11:42: Innovative Ansätze für mehr Engagement oder so. Brinkmann sprang auf, plötzlich voller
00:11:49: Energie. Ja, und ich könnte es als Beweis dafür
00:11:53: präsentieren, wie wichtig es ist, dass wir in neue KI-Technologien investieren, um solche
00:11:59: Tests in Zukunft noch raffinierter zu gestalten. Ich konnte kaum glauben, was ich hörte. Aus
00:12:06: einer potenziellen Karrierekatastrophe wurde gerade ein Marketing-Gag.
00:12:10: Aber was ist, wenn jemand die Notizen als beleidigend empfindet? fragte ich besorgt.
00:12:15: Dann lache ich es weg, sagte Brinkmann selbst sicher.
00:12:20: Ich sage, dass die KI übertrieben hat, um die Aufmerksamkeit zu erregen. Ein kleiner
00:12:26: Fehler im Algorithmus, den wir bereits behoben haben. Das zeigt nur, wie agil und reaktionsschnell
00:12:33: wir sind. Und so geschah es. Zwei Stunden später
00:12:37: stand Brinkmann vor dem Aufsichtsrat, präsentierte die Quartalszahlen und erklärte mit einem
00:12:42: schelmischen Lächeln seinen genialen Test. Zu unserer Überraschung waren die Aufsichtsräte
00:12:49: beeindruckt. Dr. Müller lobte sogar Brinkmanns unkonventionellen Ansatz und seine Bereitschaften
00:12:55: in neue Wege zu gehen. Als die Sitzung vorbei war und der letzte Aufsichtsrat den Raum verlassen
00:13:01: hatte, sank Brinkmann erschöpft in seinen Stuhl.
00:13:05: Das war knapp, murmelte er.
00:13:08: Zu knapp, stimmte ich zu, vielleicht sollten wir in Zukunft vorsichtiger mit neuen KI-Funktionen
00:13:15: sein. Brinkmann nickte langsam.
00:13:18: Ja, vielleicht. Oder ein gefährliches Funkeltrat in seine Augen.
00:13:25: Vielleicht sollten wir diese Idee weiterentwickeln. Stellen Sie sich vor. KI-generierte Tests für
00:13:32: alle Unternehmenspräsentationen. Wir könnten es als Feature verkaufen, nicht als Back.
00:13:39: Ich starte ihn an.
00:13:40: Das ist nicht Ihr Ernst.
00:13:43: Warum nicht? Es hat heute funktioniert, oder? Die Leute lieben Innovation. Disruptive Technologien.
00:13:50: Ich säufste tief.
00:13:53: Herr Brinkmann, mit allem Respekt. Aber ich glaube, wir sollten uns auf weniger...explosive
00:13:59: Innovationen konzentrieren.
00:14:01: Er winkte ab.
00:14:03: Denken Sie darüber nach, Mark. Und jetzt entschuldigen Sie mich. Ich muss meinem Smartphone eine zweite
00:14:09: Chance geben. Es hat mir heute unbeabsichtigt den größten Triumph meiner Karriere beschert.
00:14:14: Als er aus dem Raum stolzierte, tauschte ich einen Blick mit Kevin.
00:14:19: Wir sollten seine Autokorrektureinstellungen überprüfen, flüsterte ich. Und vielleicht
00:14:26: heimlich deaktivieren.
00:14:27: Kevin nickte ernst.
00:14:29: Und alle seine E-Mails vor dem Versand überprüfen. Und seine Präsentationen. Und seine Tweets.
00:14:37: Und seine LinkedIn-Posts.
00:14:39: Wir säufsten Synchron. In der IT-Welt gibt es eine ungeschriebene Regel. Die größte Bedrohung
00:14:47: für die Systemssicherheit sitzt meistens vor dem Bildschirm. Aber manchmal, nur manchmal,
00:14:54: kann selbst die größte technologische Panne zu einem unerwarteten Erfolg führen. Man muss
00:14:59: nur kreativ genug sein, um sie als Feature zu verkaufen. Oder einen Chef haben, der verrückt
00:15:05: genug ist, es zu versuchen.
Neuer Kommentar