Der Leadership Coach
Shownotes
Manchmal denke ich, das Universum hat einen sehr speziellen Sinn für Humor. Heute wurde mir das wieder einmal schmerzhaft bewusst, als unser CEO verkündete, dass er uns einen "Leadership Coach" zur Seite gestellt hatte - einen gewissen Sven Stromberg, ehemalige Führungskraft und selbsternannter Experte für "moderne Mitarbeiterführung". Was als Katastrophe begann, entwickelte sich jedoch zu einer der überraschendsten Wendungen meiner IT-Laufbahn.
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00:00:00: Der Leadership Coach. Manchmal denke ich, das Universum hat einen sehr speziellen Sinn
00:00:05: für Humor. Heute wurde mir das wieder einmal schmerzhaft bewusst, als unser CEO verkündete,
00:00:11: dass er uns einen Leadership Coach zur Seite gestellt hatte. Einen gewissen Sven Stromberg,
00:00:18: ehemalige Führungskraft und selbst ernannte Experte für moderne Mitarbeiterführung. Was
00:00:24: als Katastrophe begann, entwickelte sich jedoch zu einer der überraschendsten Wendungen meiner
00:00:29: IT-Laufbahn. Er wird ihnen helfen, ihr Team effizienter zu führen, erklärte der CEO mit der
00:00:36: Begeisterung eines Mannes, der gerade das Perpetum Mobile erfunden zu haben glaubt.
00:00:42: Herr Stromberg hat revolutionäre Methoden entwickelt. Sven Stromberg betrat mein Büro
00:00:48: wie ein Eroberer, der ein neues Territorium beansprucht. Mittleren Alters mit einem Anzug,
00:00:55: der aussah, als hätte er ihn bei Führungskräfte RUs gekauft und einem lächeln, das so authentisch
00:01:02: wirkte wie ein drei Euro Schein. Guten Tag. Verkündete er mit einer Stimme,
00:01:07: die darauf trainiert war, Vertrauen zu erwecken. Ich bin ihr neuer Leadership Coach. Ich freue
00:01:14: mich darauf, mit ihnen die Geheimnisse, erfolgreicher Mitarbeiterführung zu erkunden.
00:01:20: Freut mich, antwortete ich diplomatisch, während ich innerlich bereits die Uhr stellte.
00:01:25: Erfahrungsgemäß dauerten solche Verbesserungen etwa drei Monate bis sie wieder verschwanden.
00:01:31: Lassen Sie mich Ihnen gleich eine fundamentale Wahrheit der Führung mitteilen, begann Sven
00:01:38: und holte ein Notizbuch hervor. Gute Führungskräfte sind diejenigen,
00:01:44: die die Mitarbeiter im Gespräch so schnell über den Tisch ziehen, dass die Reibungswärme,
00:01:50: die entsteht, als Nestwärme empfunden wird. Ich starte ihn an. Das ist eine interessante
00:01:59: Metapher. Das ist keine Metapher. Korrigierte er ernst. Das ist Führungspsychologie. Die
00:02:07: Menschen wollen geführt werden, aber sie wollen es nicht merken. Kevin, der gerade mit einem
00:02:13: Kaffee hereinkam, blieb wie angewurzelt stehen. Entschuldigung. Haben Sie gerade gesagt,
00:02:19: wir sollen unsere Mitarbeiter über den Tisch ziehen? Nicht über den Tisch ziehen. Verbesserte
00:02:25: Sven geduldig. Geschickt führen. Es gibt einen Unterschied. Welchen? fragte Kevin neugierig.
00:02:32: Beim über den Tisch ziehen, merken sie es. Erklärte Sven. Bei geschickter Führung nicht.
00:02:38: Mira, die das Gespräch mitgehört hatte, kam dazu. Das klingt wie Manipulation. Manipulation
00:02:47: ist ein so hartes Wort. Widersprach Sven. Ich bevorzuge zielgerichtete Kommunikation.
00:02:55: Und was ist der Unterschied? Fragte sie skeptisch. Manipulation klingt böse. Antwortete Sven.
00:03:02: Zielgerichtete Kommunikation klingt professionell. Jonas, der gerade von einem Kundentermin zurückkam,
00:03:11: gesellte sich zu uns. Worüber sprechen wir? Führungsphilosophie. Antwortete ich trocken.
00:03:18: Ah, sagte Sven und wandte sich an Jonas. Lassen Sie mich Ihnen eine weitere Grundregel erklären.
00:03:25: Festes Behaupten gilt als Wissen. Wie meinen Sie das? fragte Jonas, verwirrt. Wenn Sie etwas
00:03:34: mit genügend Überzeugung sagen, glauben die Menschen, dass Sie es wissen, erklärte Sven.
00:03:39: Zweifel sind der Feind der Autorität. Aber was, wenn man wirklich nicht weiß,
00:03:45: wovon man spricht? fragte Jonas. Dann behaupten Sie es noch fester, antwortete Sven ohne zu zögern.
00:03:52: Max Müller, der gerade vorbeikam, blieb stehen. Das kann nicht ihr Ernst sein. Doch bestätigt
00:03:59: Sven. Und hier ist eine weitere Wahrheit. Gerüchte sind nur Gerüchte,
00:04:05: bis sie durch Wiederholung Realität werden. Das ist problematisch, stellte Max fest. Das ist
00:04:14: effektiv. Korrigierte Sven. Wenn Sie ein Gerücht oft genug wiederholen, wird es zur akzeptierten Wahrheit.
00:04:22: Auch wenn es falsch ist, fragte Mira. Besonders wenn es falsch ist, antwortete Sven.
00:04:30: Ware Geschichten sind langweilig. Falsche Geschichten sind interessant. Ich beobachtete mein Team und sah,
00:04:37: wie sie Svens Weisheiten aufnahm. Kevin sah aus, als würde er einen Verkehrsunfall betrachten,
00:04:44: fasziniert und entsetzt zugleich. Mira schüttelte unglaublich den Kopf. Jonas machte Notizen.
00:04:52: Aber ich konnte nicht sagen, ob er Svens Ratschläge dokumentierte oder Beweise für dessen Inkompetenz
00:04:58: sammelte. Und hier ist mein Lieblingsführungsprinzip. Vor Sven fort. Hören heißt nicht verstehen.
00:05:06: Verstehen heißt nicht glauben. Das ist nihilistisch, bemerkte Jonas. Das ist realistisch, korrigierte Sven.
00:05:15: Menschen hören, was sie hören wollen. Sie verstehen, was sie verstehen wollen. Und sie glauben,
00:05:23: was sie glauben wollen. Ein guter Führungskraft nutzt das. Wie? fragte Kevin fasziniert, indem sie
00:05:32: ihnen sagen, was sie hören wollen. In einer Weise, die sie verstehen wollen, damit sie glauben,
00:05:39: was sie wollen, erklärte Sven. Das ist Manipulation, stellte Mira fest. Das ist Kommunikation, widersprach Sven.
00:05:48: Alle Kommunikation ist Manipulation. Der Unterschied liegt nur in der Absicht.
00:05:55: Während Sven seine Führungsphilosophie ausbreitete, bemerkte ich etwas Interessantes. Mein Team
00:06:03: begann seine Aussagen zu hinterfragen, nicht aggressiv, sondern analytisch. Sie dachten
00:06:10: kritisch über Führung nach, etwas, was sie vorher nie getan hatten.
00:06:14: Herr Stromberg sagte ich schließlich, ihre Methoden sind unkonventionell.
00:06:20: Unkonventionell ist gut. Antwortete er. Konventionell ist langweilig.
00:06:27: Aber sind sie auch ethisch? Fragte Mira. Ethik ist relativ. Antwortete Sven.
00:06:34: Was für den einen unethisch ist, ist für den anderen effektiv.
00:06:39: Das ist eine beunruhigende Weltanschauung, stellte Jonas fest. Das ist eine realistische
00:06:45: Weltanschauung, korrigierte Sven. Nach zwei Stunden Svenscher Führungsweisheiten war mein
00:06:51: Team sichtlich erschöpft. Aber auch nachdenklich, als Sven ging, um seine Erkenntnisse zu dokumentieren,
00:06:59: versammelten wir uns in meinem Büro.
00:07:02: Das war aufschlussreich, sagte Kevin vorsichtig.
00:07:06: Das war erschreckend, korrigierte Mira.
00:07:09: Dieser Mann sieht Mitarbeiter als Schachfiguren.
00:07:13: Nicht alle Führungskräfte sind so. Warf Jonas ein.
00:07:17: Oder? Hoffentlich nicht.
00:07:20: Antwortete ich. Aber es erklärt einiges über manche Manager, die ich kenne.
00:07:24: Was machen wir jetzt?
00:07:27: Fragte Max. Wir lernen daraus.
00:07:31: Sven hat uns unfreiwillig gezeigt, wie Führung nicht funktionieren sollte.
00:07:36: Wie sollte sie denn funktionieren?
00:07:39: Fragte Kevin.
00:07:40: Mit Respekt.
00:07:42: Antwortete Mira sofort.
00:07:44: Mit Ehrlichkeit, mit Vertrauen.
00:07:47: Mit Kompetenz.
00:07:48: Fügte Jonas hinzu.
00:07:50: Ein Führungskraft sollte wissen, wovon sie spricht.
00:07:53: Mit Unterstützung.
00:07:55: Ergänzte Max.
00:07:56: Ein Führungskraft sollte ihrem Team helfen, nicht es manipulieren.
00:08:00: Ich hörte zu und realisierte etwas.
00:08:04: Sven hatte ohne es zu wollen eine Diskussion über Führung ausgelöst,
00:08:09: die wir nie gehabt hätten.
00:08:11: Seine negativen Beispiele hatten mein Team dazu gebracht,
00:08:14: über positive Führung nachzudenken.
00:08:17: Wisst ihr was?
00:08:18: sagte ich schließlich.
00:08:19: Sven hat uns einen Dienst erwiesen.
00:08:22: Wie das?
00:08:24: fragte Kevin, verwirrt.
00:08:25: Er hatte uns gezeigt, was wir nicht wollen.
00:08:28: erklärte ich.
00:08:29: Und manchmal ist das genauso wertvoll wie zu wissen, was wir wollen.
00:08:34: In den folgenden Wochen entwickelte sich etwas Unerwartetes.
00:08:38: Mein Team begann, offener Überführung und Zusammenarbeit zu sprechen.
00:08:43: Sie stellten Fragen, machten Vorschläge und übernahm mehr Verantwortung.
00:08:48: Ich möchte nicht so geführt werden, wie Sven es vorschlägt,
00:08:52: sagte Mira eines Tages.
00:08:54: Ich möchte respektiert werden.
00:08:57: Ich auch.
00:08:58: Das fragte Kevin zu.
00:09:00: Ich möchte, dass meine Meinung zählt.
00:09:03: Ich möchte Entscheidungen treffen können.
00:09:05: fügte Jonas hinzu.
00:09:07: In meinem Fachbereich bin ich der Experte.
00:09:10: Und ich möchte lernen und wachsen.
00:09:12: sagte Max.
00:09:13: Nicht manipuliert werden.
00:09:16: Das brachte mich zum Nachdenken.
00:09:19: Vielleicht war es Zeit für einen anderen Führungsansatz.
00:09:23: Ein, der auf Vertrauen statt auf Manipulation basierte.
00:09:27: Okay, sagte ich eines Morgens.
00:09:29: Neues Experiment.
00:09:31: Jeder von euch ist in seinem Fachbereich der Experte.
00:09:35: Ihr müsst nicht mehr um Erlaubnis fragen für technische Entscheidungen.
00:09:39: Ihr entscheidet.
00:09:41: Wirklich, fragte Kevin unglaublich.
00:09:44: Wirklich, bestätigte ich.
00:09:46: Ihr wisst, was ihr tut.
00:09:48: Ich vertraue euch.
00:09:50: Und wenn wir Fehler machen, fragte Mira.
00:09:54: Dann lernen wir daraus.
00:09:56: Srenja, antwortete ich.
00:09:58: Fehler sind Teil des Lernprozesses.
00:10:01: Das ist anders, stellte Jonas fest.
00:10:05: Das ist besser, korrigierte ich.
00:10:08: Die Veränderung war bemerkenswert.
00:10:10: Mein Team blühte auf.
00:10:12: Sie trafen bessere Entscheidungen, weil sie die Verantwortung dafür trugen.
00:10:17: Sie arbeiteten härter, weil sie sich respektiert fühlten.
00:10:21: Und sie kamen mit Problemen zu mir, weil sie wussten, dass ich ihnen vertraute.
00:10:25: Das funktioniert.
00:10:27: Bemerkte Kevin nach einem Monat.
00:10:29: Das funktioniert besser als alles, was Sven vorgeschlagen hat.
00:10:33: Stimmte Mira zu.
00:10:35: Vielleicht sollten wir ihm danken.
00:10:37: Schlug Jonas vor.
00:10:39: Wofür?
00:10:40: Fragte Max.
00:10:41: Dafür, dass er uns gezeigt hat, wie es nicht geht.
00:10:44: antwortete Jonas.
00:10:46: Manchmal braucht man ein schlechtes Beispiel, um zu erkennen, was gut ist.
00:10:51: Als Sven nach drei Monaten seinen Auftrag beendete,
00:10:55: war mein Team stärker, selbstbewusster und effektiver als je zuvor.
00:11:00: Nicht wegen seiner Methoden, sondern trotz seiner Methoden.
00:11:04: Haben Sie von meinen Führungstechniken profitiert?
00:11:08: fragte er bei seinem Abschiedsgespräch.
00:11:10: Absolut antwortete ich ehrlich.
00:11:13: Sie haben uns sehr viel gelehrt.
00:11:16: Wunderbar, strahlte er.
00:11:19: Welche Technik war am effektivsten?
00:11:22: Die Erkenntnis, dass Führung auf Vertrauen basieren sollte, nicht auf Manipulation.
00:11:28: antwortete ich.
00:11:30: Sven sah verwirrt aus.
00:11:32: Das habe ich nicht gelehrt.
00:11:34: Doch, widersprach ich.
00:11:36: Indirekt.
00:11:38: Sie haben uns gezeigt, was wir nicht wollen.
00:11:40: Und das war genauso wertvoll.
00:11:43: Ich verstehe nicht.
00:11:45: Das macht nichts.
00:11:46: antwortete ich.
00:11:48: Manchmal sind die besten Lehrer diejenigen, die nicht wissen, dass sie lehren.
00:11:53: Nach Svens Abgang rief der CEO an.
00:11:57: Wie war der Leadership Coach?
00:12:00: Aufschlussreich.
00:12:01: antwortete ich diplomatisch.
00:12:03: Hat er ihrem Team geholfen?
00:12:05: Ja.
00:12:06: antwortete ich ehrlich.
00:12:08: Nur nicht so, wie er es geplant hatte.
00:12:11: Wie meinen sie das?
00:12:13: Er hat uns gelehrt, dass echte Führung auf Vertrauen, Respekt und Kompetenz basiert.
00:12:18: erklärte ich.
00:12:20: nicht auf Manipulation und falschen Behauptungen.
00:12:23: Das klingt gut, sagte der CEO.
00:12:27: Werden sie seine Methoden weiter anwenden?
00:12:30: Nein, antwortete ich.
00:12:32: Wir werden unsere eigenen Methoden anwenden.
00:12:35: Bessere Methoden.
00:12:37: Welche?
00:12:39: Vertrauen in die Expertise unserer Mitarbeiter antwortete ich.
00:12:44: Respekt für ihre Meinungen und die Freiheit in ihren Fachbereichen eigenständig zu entscheiden.
00:12:51: Das klingt riskant, warnte der CEO.
00:12:54: Das klingt effektiv, korrigierte ich.
00:12:57: Und die Ergebnisse sprechen für sich.
00:13:00: Tatsächlich waren die Ergebnisse beeindruckend.
00:13:03: Unser Team war produktiver, kreativer und zufriedener als je zuvor.
00:13:09: Die Mitarbeiter übernahm Verantwortung, weil sie sich respektiert fühlten.
00:13:13: Sie machten bessere Entscheidungen, weil sie die Konsequenzen trugen.
00:13:17: Und sie kamen mit Problemen zu mir, weil sie wussten, dass ich ihnen vertraute.
00:13:23: Das ist das Gegenteil von dem, was Sven gelehrt hat, bemerkte Mira eines Tages.
00:13:29: Das ist der Punkt, antwortete ich.
00:13:32: Manchmal muss man sehen, was falsch ist, um zu verstehen, was richtig ist.
00:13:37: Und was ist richtig?
00:13:40: Menschen wie Menschen zu behandeln, antwortete ich.
00:13:44: Nicht wie Schachfiguren oder Marionetten.
00:13:47: Das ist eine revolutionäre Idee, sagte Kevin Sarkastisch.
00:13:52: In der Geschäftswelt ist es das tatsächlich, antwortete ich.
00:13:56: Leider.
00:13:58: Sechs Monate später war unser Team das Effizienteste in der Firma.
00:14:03: Andere Abteilungen fragten nach unserem Geheimnis.
00:14:06: Die Antwort war einfach.
00:14:08: Vertrauen, Respekt und die Erkenntnis, das gute Führung bedeutet, Menschen zu bewegen, nicht sie zu manipulieren.
00:14:16: Sven hätte das nie verstanden, bemerkte Jonas.
00:14:19: Sven hat es trotzdem möglich gemacht, antwortete ich.
00:14:23: Manchmal sind die besten Lehrer diejenigen, die uns zeigen, was wir nicht werden wollen.
00:14:29: Das ist ironisch, stellte Max fest.
00:14:32: Das ist das Leben, korrigierte ich.
00:14:35: Manchmal kommen die besten Lektionen von den schlechtesten Lehrern.
00:14:39: Und so wurde Sven Stromberg, ohne es zu wissen, zu einem der einflussreichsten Führungskräftetrainer, den wir je hatten.
00:14:48: Nicht weil seine Methoden gut waren, sondern weil sie so schlecht waren, dass sie uns zwang, bessere zu finden.
00:14:55: Manchmal ist das beste Geschenk ein schlechtes Beispiel.
00:14:59: Und manchmal führt der falsche Weg zum richtigen Ziel.
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