Hey Siri, kündige meinen Job

Shownotes

Mark Weber, IT-Leiter, entdeckt, dass er versehentlich gekündigt hat, nachdem seine Sprachsteuerung eine E-Mail an die gesamte Firma geschickt hat. Die E-Mail, geschrieben in einem Moment der Frustration, beschreibt seine Unzufriedenheit mit dem Job und kündigt fristlos. Nun muss Mark ins Büro, um mit seinem Chef Brinkmann zu sprechen.

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00:00:00: "Hey Siri, kündige meinen Job, die digitale Selbstsabotage."

00:00:04: "Alexa, wie wird das Wetter heute?"

00:00:08: Ich lag noch im Halbschlaf in meinem Bett, als ich diese Worte murmelte.

00:00:12: Mein Gehirn war noch nicht vollständig hochgefahren, sonst hätte es mich daran erinnert, dass ich keine Alexa besaß.

00:00:19: Stattdessen antwortete Siri von meinem Nachttisch.

00:00:23: "Ich bin nicht Alexa, aber das Wetter heute wird sonnig mit Höchstemperaturen von 24 Grad."

00:00:31: Ich brummte eine Entschuldigung in Richtung meines beleidigten Smartphones und schleppte mich ins Badezimmer.

00:00:38: Ein ganz normaler Morgen im Leben von Mark Weber, IT-Leiter bei Innovatec Solutions, zumindest dachte ich das.

00:00:47: Während ich unter der Dusche stand, ging ich mental meinen Tagesplan durch.

00:00:52: Heute war der große Tag des Quartals Reviews.

00:00:55: Alle Abteilungsleiter würden ihre Ergebnisse präsentieren und ich musste erklären, warum die IT-Abteilung schon wieder ihr Budget überzogen hatte.

00:01:04: Nicht meine Lieblingsbeschäftigung, aber Teil des Jobs.

00:01:08: Als ich aus der Dusche stieg, hörte ich mein Smartphone klingeln.

00:01:12: Ich wickelte mir hastig ein Handtuch um die Hüfte und Griff nach dem Gerät.

00:01:17: Es war Kevin, unser Chefentwickler.

00:01:19: "Mark!" keuchte er ohne Begrüßung.

00:01:22: "Wir haben ein Problem."

00:01:24: Mein Magen zog sich zusammen.

00:01:27: In der IT-Welt bedeutet Problem, alles von, der Drucker streikt wieder.

00:01:32: Bis alle Kundendaten sind verschwunden und tauchen gerade auf dem Darknet auf.

00:01:37: "Was ist los?" fragte ich, während ich versuchte, mich mit einer Hand anzuziehen.

00:01:42: "Du hast gekündigt," sagte Kevin.

00:01:45: "Ich hielt inne, ein Bein in der Hose, das andere noch frei baumelnd."

00:01:50: "Ich habe was?"

00:01:52: "Gekündigt, per E-Mail, an alle, vor etwa 20 Minuten."

00:01:57: Mein Gehirn weigerte sich, diese Information zu verarbeiten.

00:02:01: "Kevin, ich bin gerade aus der Dusche gestiegen, ich habe niemandem eine E-Mail geschickt."

00:02:06: "Nun, dein E-Mail-Account hat es getan," sagte Kevin.

00:02:11: Die Nachricht ging an die gesamte Firma, einschließlich Brinkmann.

00:02:16: Sie war er ziemlich deutlich.

00:02:19: "Ich ließ mich auf mein Bett fallen, die Hose vergessen."

00:02:22: "Was stand drin?"

00:02:25: Kevin reusperte sich.

00:02:26: "Ich zitiere, liebe Kollegen, nach reiflicher Überlegung habe ich beschlossen, dass ich

00:02:32: diesen Irrsinn nicht länger ertrage.

00:02:35: Die ständigen unrealistischen Anforderungen, die lächerlichen Deadlines und vor allem die

00:02:40: komplette technische Ahnungslosigkeit der Führungsebene haben mich an den Rand des Wahnsinns getrieben.

00:02:47: Ich kündige hiermit fristlos.

00:02:49: Sucht euch einen anderen Idioten, der eure kaputten Drucker repariert und eure vergessenen

00:02:55: Passwörter zurück setzt.

00:02:57: Ich werde ab sofort als Ziegenhirt in den Alpen arbeiten.

00:03:00: Dort sind die Probleme echt und die Lösungen einfach.

00:03:04: Wenn eine Ziege nicht funktioniert, ist man sie.

00:03:07: In diesem Sinne, lebt wohl und möge euer WLAN stets schwach und unzuverlässig sein."

00:03:13: "Mark Weber, XIT-Leiter."

00:03:16: "Ich starte mein Telefon an, als hätte es sich in eine Giftschlange verwandelt."

00:03:21: "Das, das habe ich nicht geschrieben."

00:03:24: "Das dachte ich mir," sagte Kevin trocken, "du bist nicht der Typ für dramatische Abgänge.

00:03:31: Außerdem liebst du Ziegen nicht genug, um Hirte zu werden."

00:03:34: "Aber wie?"

00:03:36: "Mein Blick viel auf mein Smartphone, das unschuldig auf dem Nachtisch lag."

00:03:41: "Oh nein, was?"

00:03:44: fragte Kevin.

00:03:45: "Gestern Abend," stöhnte ich, "ich war frustriert wegen des Quartalsreviews und habe laut

00:03:51: vor mich hingeschimpft.

00:03:53: Überbringt man, über die Deadlines, über alles.

00:03:57: Mein Telefon muss mich gehört haben und hat eine Kündigungsmail verfasst.

00:04:02: Das ist selbst für Siri ein bisschen extrem, findest du nicht?"

00:04:05: "Ich erinnerte mich plötzlich."

00:04:08: "Ich habe gestern eine neue App installiert, Voice Mail Pro oder so ähnlich.

00:04:14: Sie sollte E-Mails per Sprachbefehl schreiben können, ich wollte sie testen."

00:04:18: "Nun, Test bestanden," sagte Kevin sarkastisch.

00:04:23: "Sie kann definitiv E-Mails schreiben, nur leider die Falschen."

00:04:27: "Was soll ich jetzt tun?"

00:04:29: fragte ich verzweifelt.

00:04:30: "Zum Büro kommen, schnell, bringt man es bereits hier und verlangt nach dir.

00:04:36: Er sieht aus, als hätte er in eine Zitrone gebissen."

00:04:39: Ich zog mich in Rekordzeit an und raste zum Büro.

00:04:43: Auf dem Weg dorthin versuchte ich eine plausible Erklärung zu finden.

00:04:48: Technische Fehlfunktion, gehackter Account, böswilliger Praktikant, keine der Optionen

00:04:56: klang überzeugend.

00:04:58: Als ich das Bürogebäude betrat, spürte ich sofort die Blicke.

00:05:02: Mitleidige Blicke von den Kollegen, die dachten, ich hätte tatsächlich hingeschmissen.

00:05:07: Neugierige Blicke von denen, die auf eine Szene hofften.

00:05:11: Und ein eiskalter Blick von Frau Müller, der Personalchefin, die gerade aus dem Aufzug stieg.

00:05:18: "Herr Weber," sagte sie mit einer Stimme, die Stahl schneiden könnte.

00:05:22: "Herr Brinkmann erwartet sie in seinem Büro, sofort."

00:05:26: Ich nickte stumm und folgte ihr zum Aufzug.

00:05:30: Die Fahrt in den obersten Stock verlief in eisigem Schweigen.

00:05:34: Brinkmanns Büro war das, was Innenarchitekten wohl als aggressiv minimalistisch bezeichnen würden.

00:05:41: Weiße Wände, schwarze Möbel, eine einzelne traurig aussehende Toppflanze in der Ecke.

00:05:48: Brinkmann selbst sah es hinter seinem riesigen Schreibtisch, die Hände vor sich gefaltet

00:05:53: wie ein Bonnbösewicht.

00:05:55: "Ah, Herr Weber," sagte er mit einem Lächeln, dass seine Augen nicht erreichte.

00:06:00: "Wie schön, dass sie uns doch noch mit ihrer Anwesenheit beähren.

00:06:05: Ich dachte, sie wären bereits auf dem Weg in die Alpen."

00:06:08: Ich schluckte.

00:06:10: "Herr Brinkmann, ich kann das erklären."

00:06:13: "Oh, bitte," sagte er und lehnte sich zurück.

00:06:17: "Ich bin gespannt."

00:06:18: Ich holte tief Luft.

00:06:20: "Ich habe diese E-Mail nicht geschrieben.

00:06:22: Es war mein Smartphone, genauer gesagt eine neue App, die ich installiert habe.

00:06:28: Sie hat meine, äh, privaten Äußerungen aufgezeichnet und daraus eine E-Mail generiert."

00:06:35: "Brinkmann, starte mich an."

00:06:38: "Sie erwarten von mir, dass ich glaube, ihr Telefon hat eigenständig entschieden,

00:06:43: in ihrem Namen zu kündigen?"

00:06:44: "Nicht eigenständig," bealte ich mich zu sagen.

00:06:48: "Es war ein technischer Fehler.

00:06:50: Die App hat Sprachbefehle falsch interpretiert."

00:06:52: "Welche Sprachbefehle, genau?"

00:06:55: fragte Brinkmann mit gefährlich ruhiger Stimme.

00:06:58: "Ich zögerte."

00:07:00: würde mich nicht retten. Ich. Ich habe gestern Abend laut über die Herausforderungen meiner

00:07:06: Position nachgedacht. Die App muss einige Schlüsselwörter aufgeschnappt und falsch

00:07:11: interpretiert haben. Schlüsselwörter wie "Ich kündige" und "Bringmann ist ein technischer

00:07:18: Analphabet", fragte er mit hochgezogene Augenbraue. Ich zuckte zusammen. Das mit dem technischen

00:07:26: Analphabeten stand nicht in der E-Mail. Nein, aber es stand in der Sprachnachricht, die

00:07:32: sie mir versehentlich geschickt haben. Direkt nach der E-Mail.

00:07:37: Mein Herz setzte aus. Sprachnachricht.

00:07:41: "Bringmann" griff nach seinem Telefon, tippte darauf herum und drehte es dann zu mir. Dort

00:07:47: war sie, eine Sprachnachricht von mir, 45 Sekunden lang, gesendet um 6.17 heute Morgen. Mit

00:07:56: zitternden Fingern drückte ich auf Play. "Und das Schlimmste ist dieser "Bringmann",

00:08:01: hörte ich meine eigene Stimme schimpfen. "Ein technischer Analphabet, der nicht mal

00:08:06: weiß, wie man einen USB-Stick richtig herum einsteckt. Aber er will mir erzählen, wie

00:08:11: man IT macht. Ha! Ich sollte wirklich kündigen und Ziegenhirt werden. Oder Barista. Oder

00:08:17: professioneller Netflix-Kucker. Alles wäre besser als dieser Zirkus. Siri schick eine

00:08:24: E-Mail an alle bei Innovatec. Betreff. Ich kündige."

00:08:28: "Die Aufnahme endete. Ich starte das Telefon an, als wäre es ein Alien."

00:08:35: "Ich. Ich erinnere mich nicht, das gesagt zu haben." stammelte ich. "Schlaf wandeln?"

00:08:42: schlugbringt man sarkastisch vor. "Möglicherweise." murmelte ich. "Oder die App hat alte Sprachfetzen

00:08:49: zusammengeschnitten." "Eine App, die E-Mails schreibt und Audio-Dateien manipuliert?

00:08:55: Beeindruckend. Vielleicht sollten wir sie kaufen und in unser Portfolio aufnehmen."

00:09:00: "Ich schwieg. Jede Erklärung klang lächerlicher als die vorherige." bringt man seufze tief.

00:09:07: "Herr Weber, ich bin enttäuscht. Nicht wegen Ihrer Meinung über meine technischen Fähigkeiten,

00:09:13: die ist mir ehrlich gesagt egal. Aber wegen Ihrer Feigheit, wenn Sie kündigen wollen,

00:09:19: dann stehen Sie dazu. Schicken Sie nicht Ihr Smartphone vor."

00:09:22: "Aber ich will nicht kündigen." protestierte ich. "Das war ein Missverständnis. Ein

00:09:28: technischer Fehler." "Bringt man Musterte mich lange."

00:09:32: "Wissen Sie was? Ich glaube Ihnen sogar, teilweise. Ich glaube, dass Sie frustriert waren und

00:09:38: Dampf ablassen mussten. Ich glaube, dass Ihre App das aufgezeichnet hat. Aber ich glaube nicht,

00:09:44: dass Sie eigenständig entschieden hat, eine E-Mail zu verfassen und zu versenden. Dafür

00:09:49: braucht es einen Menschen. Einen Menschen, der vielleicht nicht ganz bei sich war."

00:09:54: Ich senkte den Kopf. Er hatte recht. Irgendwo zwischen Frustration und Erschöpfung musste

00:10:01: ich tatsächlich den Befehl gegeben haben. Vielleicht nicht bewusst, aber dennoch."

00:10:06: "Es tut mir leid," sagte ich leise. "Es war ein Fehler. Ich nehme alles zurück."

00:10:14: bringt man Nikte langsam. "Gut. Dann ist das geklärt. Sie sind nicht gekündigt und

00:10:19: ich bin kein technischer Analphabet." Er hielt inne. "Nun vielleicht ein bisschen, aber

00:10:25: ich arbeite daran." "Ich sah überrascht auf. War das Humor?"

00:10:30: "Danke," sagte ich aufrichtig. "Nicht so schnell," erwiderte bringt man. "Es gibt

00:10:37: Konsequenzen. Erstens. Sie werden eine Entschuldigungs-E-Mail an alle schreiben. Persönlich, nicht per App.

00:10:44: Zweitens. Sie werden das Quartalsreview heute leiten. Alle Abteilungen, nicht nur die IT.

00:10:51: Und drittens. Sie werden mir beibringen, wie man einen USB-Stick richtig herum einsteckt.

00:10:57: Offensichtlich mache ich da etwas falsch." "Ich nickte schnell." "Natürlich. Alles."

00:11:02: "Gut," sagte bringt man und stand auf. "Dann sehen wir uns um 10 Uhr im Konferenzraum.

00:11:09: Und Weber?" "Ja." "Lassen Sie Ihr Smartphone hier. Sicherheitsmaßnahme."

00:11:16: Ich legte mein Telefon auf seinen Schreibtisch und verließ das Büro mit gemischten Gefühlen.

00:11:22: Erleichterung, weil ich meinen Job behalten hatte. Scham wegen des ganzen Debakels. Und

00:11:28: eine seltsame Art von Respekt für bringt man, der die Situation mit überraschender

00:11:33: Gelassenheit gehandhabt hatte. Das Quartalsreview verlief erstaunlich gut. Ich leitete die Sitzung

00:11:40: mit einer kurzen, aber aufrichtigen Entschuldigung ein, die mit verständnisvollem Nicken aufgenommen

00:11:46: wurde. Offenbar hatte jeder schon einmal den Impuls verspürt, alles hinzuschmeißen und

00:11:53: Ziegen herzuwerden. Am Ende des Tages klopfte ich an Brinkmanns Tür, um mein Telefon abzuholen.

00:12:00: "Ah, Weber?" sagte er und reichte mir das Gerät. "Ich habe mir die Freiheit genommen,

00:12:06: diese Voicemail-App zu deinstallieren. Hoffe, das ist okay."

00:12:09: "Absolut," sagte ich erleichtert. "Gut. Ach, und noch etwas."

00:12:15: Er griff in seine Schreibtisch-Schublade und holte ein USB-Stick hervor.

00:12:20: "Könnten Sie mir zeigen, wie man dieses Ding benutzt? Ich schwöre. Ich habe es schon in allen

00:12:28: vier Dimensionen versucht." Ich lächelte und nahm den Stick.

00:12:32: "Gerne. Der Trick ist, auf das kleine Symbol zu achten."

00:12:36: Als ich später nach Hause fuhr, dachte ich über den Tag nach. Über die Macht der Worte,

00:12:43: die Tücken der Technologie und die überraschende Fähigkeit mancher Menschen, über sich selbst

00:12:48: zu lachen. Zu Hause angekommen legte ich mein Smartphone auf den Küchentisch und betrachtete

00:12:55: es misstrauisch. "Siri," sagte ich schließlich, "lösche alle Sprachaufnahmen von gestern

00:13:01: und heute." "Ich habe keine Sprachaufnahmen gefunden."

00:13:05: Antwortete sie unschuldig. "Natürlich nicht," murmelte ich.

00:13:10: "Und Siri?" "Ja." "Wenn ich jemals sage, dass ich Ziegen hört werden will, ignoriere

00:13:17: es einfach." "Ich verstehe nicht ganz, was du meinst,"

00:13:21: sagte Siri. "Genau," säufzte ich. "Und das ist wahrscheinlich

00:13:26: auch besser so." In der IT lernt man schnell, dass Technologie

00:13:31: ein zweischneidiges Schwert ist. Sie kann uns das Leben erleichtern oder es komplett

00:13:36: auf den Kopf stellen. Manchmal beides gleichzeitig. Das wichtigste ist, sich daran zu erinnern,

00:13:43: dass hinter jeder App, jedem Algorithmus und jeder KI immer noch ein Mensch steht. Ein

00:13:49: Mensch, der Fehler macht, frustriert wird und manchmal laut vor sich hinschimpft. Und

00:13:55: vielleicht, nur vielleicht, sollte dieser Mensch sein Smartphone ausschalten, bevor er

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